Montag, 14. November 2011

Das ungerade Gerade - Neubau 5 - Handwerker-Psychologie 8 - überbordende Spekulationen

Eine dreieckige Lücke zwischen Fliesenrand und Duschwannen-Aufbau. Im Neubau. Das gibt zu denken.

Der Erste Fliesen-Satz

Denn der Erste Fliesen-Satz lautet:
Die gedachten Linien des Fliesenrands und des Wandrands verlaufen immer paralell und dürfen sich daher nicht schneiden (außer natürlich im Unendlichen, welches es aber in der Fliesenwelt nicht gibt). Ein Dreieck kann dort also gar nicht entstehen.


Die Farben des Rostes
© Martin Merz, 2006

Im Bauherrlein-Neubau ist dies anders. Nimmt man (ich schaue gerade noch einmal nach, wie war das noch mit den Dreiecken?) an, dass die Duschwannenseite c ist, dann ist a mit acht Zentimetern so tief, dass selbst die Fliesenleger, die ich kenne, dies im Regelfall 

a) besser gemacht hätten oder 

b) es besser kaschiert hätten, also eine geringere Lücke erreicht hätten. 

Wie man Ungerades gerade macht 

Merkwürdig ist sowieso, dass der Handwerker dort gar nicht erst versucht hat, seine Inkompetenz zu verbergen - das ist der Normalfall. Und man kann im Regelfall dem Laien eine solche Lücke immer durch die entsprechende Fliesenlegung verbergen. Aber beim Bauherrlein-Neubau fehlt selbst für den blöden Handwerkerkunden offensichtlich etwas, die Fliesen verlaufen nicht parallel und reichen nicht bis zum Wannenrand. 

Das Rätsel der Fliesenleger-Kapitulation am Neubau 

Der Fliesenleger hat sozusagen kapituliert. Sehr ungewöhnlich. Jeder denkt natürlich, dass er kapituliert hat vor dem schiefen und krummen Raum, aber meine Erfahrung sagt mir, dass er ebenso kapituliert haben könnte vor der eigenen Unfähigkeit. Er merkt plötzlich, dass er zuviel gepfuscht hat, so viel, dass es sich nicht mehr verbergen lässt und dann schaltet er dreist "auf Durchzug" und tut so, als ob er nicht da sei, die Fliesen nicht da seien, das Bad nicht ist und jedenfalls gar nichts in seinem Verantwortungsbereich liegt. Kann alles sein.

Metaphysische und/oder ontologische Spekulationen
  • Handwerker-Psychologie 8: Umgang mit Pfusch. Eine Möglichkeit, wie der Handwerker damit umgeht, ist "auf Durchzug" zu stellen. So zu tun, als sei nichts durch ihn verursacht worden oder - noch dreister, aber deswegen nicht minder häufig anzutreffen - als sei gar nichts passiert, gar nichts ungewöhnlich, gar nichts falsch - obwohl das offensichtlich nicht so ist (das geht ein wenig in die Richtung der Telekomiker-Ausreden und ist jedenfalls die nicht nur, aber besonders Handwerker eigene Vogel-Strauß-Lebens- und Stressbewältigung). Ein wenig fühlt man sich dann als Handwerkerkunde so, als sei die Welt nicht da: der Handwerker entschwindet ins Nichts, den Auftrag hat es so oder gar nicht gegeben, den zu behandwerkelnden Ort gibt es nicht mehr. Ist der Handwerkerkunde überhaupt noch da?
Rationale Erklärung: Umfassender Pfusch

Das Bauherrlein schaut mich entgeistert an. Er denkt, dass dies dem Bier (wir sitzen immer noch drei Tage nach Allerheiligen in meiner Stammkneipe) zuzuschreiben ist, entweder das, das er konsumiert hat, oder das, das ich konsumiere. Er kann nicht glauben, dass Menschen so handeln.

Vermutlich haben sie aber alle miteinander gepfuscht, versuche ich ihn zu beruhigen, seine Weltanschauung wieder herzustellen und wieder auf rationale Füße zu stellen: der Klempner, der die Duschwanne schief eingesetzt hat, der Maurer, der den Raum nicht rechtwinklig angelegt hat, der Verputzer, der die Wände nicht rechtwinklig verputzt hat, der Fliesenleger, der die Fliesen nicht gerade gelegt hat. 

Das klingt aber selbst mir nicht gerade motivierend.

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