Dienstag, 17. Juli 2012

Fassadensanierung 6: Keine Chronologie, nicht nur nicht des Gerüsts, und Arbeit für den 1-Euro-Jobber

Zugegeben: Es klingt nach einem billigen Abklatsch von Malmsheimer und seinem Handwerk, ist aber doch ganz anders. Es ist echt. Und draußen stürmt und tobt es nicht, es ist ruhig, wundervoll ruhig oder verdächtig still. Ich liege seit vier Uhr morgens im Bett und kann nicht schlafen. Magenschmerzen. Ich denke an die Baustelle. Und an das, was noch gar nicht begonnen wurde, und an die vielen Mängel, die noch zu beheben oder schon nicht mehr zu beheben sind. Und daran, dass sie ja gleich kommen werden. Oder nicht kommen - das wäre ja so schön. Kein dümmliches Gebrülle.

(Das Bild ohne Zusammenhang:)

Binnenhafen Duisburg
Vera Kriebel, 2010



Ich bin ein Handwerker: Ich weiß von nichts

Bei Fragen kommt automatisiert sozusagen ... - ich habe bei dieser Firma den Eindruck, dass das alles kleine ferngesteuerte Männchen sind, die vom Mars abgeschoben wurden und dort nicht mehr willkommen waren, weil sie selbst den dortigen Intelligenzanforderungen der Marsmenschen nicht genügten. Leider sind die Marsmenschen noch nicht so weit wie die Bundesbahn, deren tönerner Sprachcomputer hohl und stockend verkündet, dass der ICE von Dortmund auf Gleis 1 heute ausfällt (nein, das ist falsch, das zusammengeschusterte Zeug, was die dort immer aus den Lautsprechern ertönen lassen, ist zu so einem flüssigen Satzgefüge nicht in der Lage, egal, weiter im Bau:). Bei Fragen antworten also diese ferngesteuerten Automaten aus der Anfangszeit der Rechenmaschinen mit immer demselben: "Ich weiß von nichts." Was häufig passt, aber bedauerlicherweise nicht immer. Die Antwort kommt auch, wenn man ganz anderes fragt oder anmerkt. "Morgen soll es regnen," zum Beispiel. Noch bevor man fragen kann, ob sie dann trotzdem kommen wollen, kommt: "Ich weiß von nichts." Hand-, nicht Kopfwerker. Wie wahr.

Ich bin ein Handwerkerkunde

Jedenfalls bin ich schon lange in den alogischen Zustand des Handwerkerkunden gelangt, in dem man widersinnigerweise wünscht, der Handwerker komme nicht. Obwohl sich dadurch natürlich das Leiden nur verlängert. Ich liege da und lausche in die Stille. Ich höre palavernde Männerstimmen, zwischen unseren Häusern hallt es extrem. Da sind sie. Magengrimmen. Mein Herz zieht sich zusammen. Gleich toben sie wieder übers Gerüst, an meinem Fenster entlang. Ich muss aufstehen. Man muss ja gewappnet sein. Ich stehe auf und schaue als Erstes hinaus.

(Und gleich noch ein Bild-ohne-Zusammenhang, weil's so schön ist und weil mein Geschwafel den Text so lang macht:)
Wieder der Binnenhafen Duisburg
Vera Kriebel, 2010

Echte Männer: Nix Klatschweiber - Von klatschenden Männern

Erleichterung breitet sich wellenförmig wie ein warmes Bad im Körper aus. Es sind nur harmlose Rentner, Überbleibsel des Bergbaus, die morgens über ihre Einkäufe diskutieren (noch nie und nirgendwo habe ich so viele und so intensiv und so beständig klatschende Männer gesehen wie im Ruhrgebiet. Wenn sie nicht auf den Treppenstufen oder an der Theke sitzen und das Nachbargeschehen verarbeiten, stehen sie an Kassen, in den Eingängen von Einkaufszentren, auf Bürgersteigen, an Bushaltestellen und neuerdings - das hat die alte Eckkneipe definitiv abgelöst - palavern sie sogar von 8 bis 12 Uhr als Ersatzfrühschoppen im Fitnesscenter!).
Keine Handwerker. Den ganzen Morgen warte ich und kann mich auf nichts wirklich konzentrieren. Vergeblich. Sie kommen auch nicht bis 10 Uhr. Dann kommen sie bestimmt nicht mehr. Jetzt könnte ich gut den 1-Euro-Menschen haben!

Die Chronologie kommt morgen. Versprochen. (Es ist 12 Uhr - plötzlich waren sie um 11 Uhr da, und ebenso plötzlich waren sie dann eine Dreiviertelstunde später wieder weg.)

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