Freitag, 30. September 2011

Neuigkeiten von einem Neuen Haus: Eingezogen - mit Handwerkern

Der Pfusch mit dem schiefen Balkon ist relativ spektakulär, scheint aber nur eine von vielen Problemen beim Neubau gewesen zu sein. Unschwer lässt sich jedenfalls erkennen, dass das Handwerkerkundenmännchen kein Heimwerker, sondern ein in dieser Arbeit und mehr noch in diesem Geschäft Unerfahrener, sozusagen ein Bauherrlein ist.

o.T.
© Vera Kriebel, 2011

Bluthochdruck, Putzwang, Abmahnung

Um fortzufahren: Die Familie - immerhin neben Eltern und Kinder auch die Großeltern - sitzt also nun im Haus. Und das Handwerkerkundenmännchen hat wieder feuchte Augen. Die Kinder scheint das nicht zu stören, sie buddeln fröhlich im Schlammteich vor der Terrassentür. Die Erwachsenen jedoch seien am Rande des Wahnsinns: Die Großeltern haben nach 80 Jahren endlich Bluthochdruck. Die Frau leidet unter Putzzwang. Der Arbeitgeber habe ihn (so das Bauhherrlein) letztens abgemahnt, weil er wiederholt "Privatgespräche" am Arbeitsplatz geführt habe. (Die "Privatgespräche", erklärt er bitter, waren natürlich Anwahl- und Gesprächsversuche mit dem Generalbauunternehmer oder - was soll man machen, irgendwann muss das ja mal fertig werden! - mit anderen Handwerkern).

Nervig ist das schon ...

Fakt ist: Bei meinem Besuch am Mittwoch dröhnen die Bohrhämmer, Akkuschrauber sind in permanenten Betrieb. Gerade wird der Carport aufgebaut. Zum zweiten Mal, wie mir das Bauherrlein-Weibchen schniefend mitteilt. Als ich das Bad benutze, fällt mir die Lücke, die sich aus der fehlenden Dusche ergibt, unangenehm auf. Dass die Toilette beständig tropft, registriere ich wie die ungleichmäßigen Fliesenfugen und die an vielen Stellen fehlende Silikonabdichtung nur am Rande. Man will die Familie ja nicht noch mehr verunsichern ...

Viel Grund zu Optimismus

Deren Erwachsenen-Generation scheint aber alles andere als gefestigt der Situation gegenüber - ein normales Besuchs-Gespräch ist nicht möglich, weil entweder die Bohrhämmer donnern oder Handwerker laut und dreckig durchs Haus stiefeln oder am Telefon Verhandlungen mit irgendwelchen Handwerkern oder dem Generalunternehmer persönlich geführt werden. Vermutlich vergeblich. Die beiden kleinen Jungs sind dagegen begeistert: sie finden es toll, dass jeden Morgen ab 7 Uhr richtig was los ist und sie sich im Dreck (der überall auf der Baustelle und im Haus reichlich vorhanden ist) von Eltern ungestört suhlen können. Wann die Handwerker gingen? Unterschiedlich ... Manchmal schon um 10 Uhr, manchmal erst um 18 Uhr. Das Bau-Fräulein lässt nur kurz den Lappen fallen. Sie kämpft unermüdlich gegen den immer wieder einfallenden Baustaub.

Es kann nur besser werden

Eigentlich, so die beiden, wollen sie auch gar nicht mehr darüber sprechen. Ich schleiche mich hinaus durch die Tür. Die schließt nicht richtig, deswegen steht sie gleich offen. Bei diesem schönen Wetter ist das ja sowieso das Sinnvollste.

Trete aber in die davor stehende Pfütze. Es hat doch schon seit Tagen nicht mehr geregnet - wieso steht hier eine Pfütze?, regen sich gleich Zweifel und Misstrauen. (Und wieso gibt es einen Schlammteich vor der Terrassentür?) Aber will ich diese Familie noch mehr verunsichern? Nein, beschließe ich, mit etwas schlechtem Gewissen. Wer will schon bei Hiob der Überbringer von Hiobsbotschaften sein?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen