Samstag, 11. Juni 2011

Von anderen Bädern: Der Wasserabsperrhahn.

Zwischendurch mal wieder Geschichten aus einem anderen Haus. Diesmal rund ums Bad:

Ein neues Bad. Ein alter Abstellhahn für den Wasserzufluss zur Wohnung wurde nicht ausgetauscht, weil ich und auch die vielen Helferlein keine neue Garnitur (nennt man das so?) inklusive Rosette dafür gefunden haben. Ein Klempner kommt wegen einer anderen Angelegenheit (Heizungswartung, die Gelddruckmaschine des Klempners), ich schleuse ihn zum Absperrhahn und erkläre mein Problem und meinen Wunsch. Er wiegt bedenklich den Kopf (das ist wieder die Äquivalenz-Geste für Handwerkerschweiger für das Freytagsche "Oh, oh oh"). Das wird schwierig – und teuer. Da der Absperrhahn grundsätzlich funktioniert und es nur um die Optik geht, bitte ich ihn darum, diesen nur dann zu erneuern, wenn er einen passenden findet; auf keinen Fall soll irgend etwas im gerade neu gefliesten Bad aufgestemmt werden. Tage später kommt er mit einem neuen Hahn. Ich freue mich – er hat tatsächlich einen passenden gefunden; erwähne im Hinausgehen noch, dass er bitte nichts aufstemmen und auch den alten Hahn pfleglich behandeln solle. Mitnichten tut er das! Aber das erfahre ich erst eine Viertelstunde später, als ich das Bad wieder aufsuche und schon von draußen das Hämmern höre. Der Klempner müht sich mürrisch darum, die Fliesen rund um den Absperrhahn aufzustemmen. Auf meinen freundlichen Protest hin hört er nicht einmal auf, mit dem Meißel die Fliesen zu malträtieren, sondern wirft mir nur verbittert entgegen, dass er (er war nicht beteiligt an der Erneuerung des Bades) diesen alten Hahn ja auch nicht belassen hätte, wenn schon alles erneuert wird. Er ist ganz offensichtlich verärgert darüber, dass der Hahn nicht zu seiner Garnitur passt. Über meine Stimmung brauchen wir hier kein Wort zu verlieren. Es bleibt mir dummerweise nichts anderes übrig, als ihn weitermachen zu lassen, weil es nun so, wie es jetzt ist, gar nicht mehr bleiben kann. Er zerrt und ruckelt und sägt schließlich sogar am alten Absperrstift herum, bis schließlich seine Garnitur draufpasst. Aber – das gibt er mir im Hinausgehen noch als guten Ratschlag mit – der Hahn sei so alt (er an meiner Stelle hätte ihn bei der Sanierung erneuert!), dass ich ihn nur im Notfall betätigen solle. Er wisse nicht, ob und wie lange das alles so halte. Natürlich, wenn man daran rumsägt und –hämmert trotz ausdrücklicher gegensätzlicher Anweisung … Aber solchen Argumenten gegenüber ist er nicht nur nicht zugänglich, er tut so, als höre er sie nicht. Seitdem habe ich Taschentücher, so tief es geht, unter der Rosette in das Loch des Stifts gestopft und lasse ein Stück heraushängen, damit die Bewohner wenigstens merken, wenn der malträtierte Hahn oder das eventuell gelockerte Verbindungsstück zum Rohr brüchig und undicht wird und damit nicht über Wochen Wasser nach unten durchtropft.

Und weil das alles so traurig ist, jetzt und hier wenigstens ein schön-trauriges Bild.
Dortmund
© Daniel Witte, 2011

1 Kommentar:

  1. Man nehme ein Lehrbuch für Handwerker, schlage das Problem nach und mache absolut nichts, was das Problem lösen könnte.

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