Samstag, 21. Mai 2011

Herrlicher Samstag ohne Handwerker - Ein Weltenbummler - Die Geschichte vom Lüfter 1

Weltenbummler ohne Kommentar

Es ist Samstag. Und keiner meiner Handwerker pfuscht oder kommt nicht. Das gibt mir die Gelegenheit, mich einem Weltenbummler zu widmen. Ein Handwerker aus einer anderen Welt meint, er habe den Türöffner beim Handwerkerhasser eingebaut. Anfangs – und vielleicht auch jetzt noch – war er ziemlich beleidigt, ja sogar verletzt, in seiner Handwerkerehre (gibt es so etwas? Haben Handwerker ein Ethos? Eine rhetorische Frage: natürlich nicht) gekränkt und fühlte sich zutiefst ungerecht behandelt. Schade, dass er seinen Handwerkerfrust und seine Wut (beides eigentlich dem Handwerker an sich fremd, da sein Kunde das gesamte Reservoir an Frust und Wut verbraucht) nicht mal in einem Kommentar herausgelassen hat.
Ein Freund berichtet über die Welten hinweg, dass jetzt ja wohl auch der Lüfter zur Sprache kommen werde. Ich sage, nein, nein, es gebe viel, viel Schlimmeres zu berichten. Es scheint aber geradezu, als sei man in der anderen Welt enttäuscht, nicht noch einmal erwähnt zu werden. Deswegen – und weil die Geschichte vom Lüfter paradigmatisch ist, folgt hier nun

Die Geschichte vom Lüfter

Die Geschichte vom Lüfter fängt harmlos an. Ein Bad soll komplett erneuert werden, es hat zwar ein Fenster, aber Mieter sind leider nicht in der Lage, selbiges zum Auslüften der Feuchtigkeit zu benutzen, weswegen sich im besten Fall Stockflecken, teilweise jedoch auch Schimmel gebildet hat. Natürlich obwohl "wir immer lüften". Der Diskussionen und pädagogisch formulierten Anweisungen überdrüssig sollen nun in jedem Bad bei einem Mieterwechsel Lüfter eingebaut werden. Der Elektriker will selbiges gerne übernehmen. Er schlägt einen Helios-Lüfter vor.

Alle Zweifel ausgeräumt

Dieser Ferrari unter den Lüftern soll es für mein zwei Quadratmeter-Bad also sein – ich schenke seinen schwärmerischen Aussagen – wenn auch doch innerlich etwas zweifelnd - Glauben. In unzählige Bäder hat er dieses Wunder der Technik erfolgreich eingebaut. Ok, dann scheint er ja wirklich gut zu sein. Und keiner der Kunden hatte etwas zu bemängeln? Selbstverständlich nicht. 

Ich werde doch wieder misstrauisch. Will er mir jetzt etwa ein unendlich teures Luxusteil andrehen? Und der Preis? Astronomisch? Mitnichten. 100 Euro soll er kosten (angeblich der Selbstkostenpreis, weil ich eine Freundin eines Freundes einer Freundin einer Freundin bin). Da ich selbst für einen normalen Bauhaus-Lüfter schon einmal 85 Euro im Praktiker bezahlt habe, glaube ich ihm den Selbstkostenpreis blind. Dieser Kampfpreis ist es jedoch, der mich stutzig macht - kann herausragende Qualität einen so niedrigen Preis haben? Aber der Handwerkerkunde ...
  • Handwerkerkunden-Psychologie 1a: Der Handwerkerkunde glaubt, auch wenn sich bei ihm erste Zweifel melden. Er will betrogen werden. Oder vielleicht ist er auch nur zu faul, die Zweifel zu durchdenken und echte Konsequenzen daraus zu ziehen (denn die würden implizieren, dass er das Projekt aufgibt oder alles selbst macht). Dem Handwerkerhasser schwant Böses: Wird der Handwerkerkunde etwa mit der Zeit dem verhassten Handwerker ähnlich?


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